Gehorsam macht frei

Johann Chapoutot’s “Libres d’obéir. Le management du nazisme à aujourd’hui” (Free to Obey: Management, from Nazism to the Present Day [2020]) ist ein Buch über die Managementtheorie des Nationalsozialismus. Es wurde in diesem Jahr ins Italienische und Deutsche übersetzt, aber noch nicht ins Englische. Chapoutot fragt, wie es dazu kommen konnte, dass SS-Generäle Befürworter eines “flexiblen Managements” wurden, das den Staat schwach hält, obwohl wir den Faschismus oft mit einem totalitären – das heißt: allmächtigen – Staat in Verbindung bringen?

Wir beziehen uns hier auf eine Rezension, die kürzlich von Marco D’Eramo veröffentlicht wurde: “Die zentrale Figur des Buches ist Reinhart Höhn (1904-2000): Jurist, Akademiker und SS-General, der wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt, später aber begnadigt wurde. Höhn gehörte zu einer Gruppe von Intellektuellen, die den theoretischen Rahmen nicht so sehr für den Nationalsozialismus selbst schufen, sondern für die Gestapo, die SS und die Besetzung fast ganz Europas…. Die Anwesenheit dieser gebildeten Elite an der Spitze eines der grausamsten Repressionsapparate, der je erdacht wurde, steht in markantem Kontrast zum hysterischen Bild von SS-Offizieren in vielen amerikanischen Filmen über den Zweiten Weltkrieg: Ein Bild, dessen Grobheit an das Komische grenzt und die Vorstellung verbannen soll, dass ein Phänomen wie der Nationalsozialismus jemals wiederkehren könnte. In Chapoutots Porträt werden wir typischerweise beruhigt, dass solche Ungeheuer niemals wieder solch gefährliche Ideen umsetzen könnten. Nicht so in Chapoutots Darstellung.”

Können wir Sklavenwirtschaften in unterschiedlichen historischen Situationen vergleichen? Gibt es eine Kontinuität bis in unsere Tage? Dr. Joerg Theis wird das Buch kritisch besprechen.